Märkische Oderzeitung vom 1. Juni 1999
"Der nunmehr schon traditionelle Sonntagsfrühschoppen von "Jazz in
E." hatte auch in diesem Jahr das schönste Sonnenwetter für sich
gepachtet. Der lichtdurchflutete urige Innenhof des Quartiers No. 7
war, im Gegensatz zu vorangegangenen Jahren, schon vor Beginn des
Konzertes voll besetzt, nur durch eifriges Stühletragen konnte der
große Andrang bewältigt werden. Auf dem Programm stand das New
Yorker Trio "Bartmes" um den aus Heidelberg stammenden Pianisten
Johannes Bartmes mit seinen amerikanischen Kollegen Jason Dimatteo
und John Bollinger. Wer nun denkt, es handelte sich um das
klassische Klaviertrio, irrt gewaltig. Hauptinstrument des in einer
kleinen Keyboard-"burg" sitzenden Johannes Bartmes war ein altes
Fenderpiano, ein Tasteninstrument, in welchem nicht Saiten, sondern
Metallzungen zum Schwingen gebracht werden, wodurch ein
glockig-schwebender Klang entsteht, der zusätzlich sparsam und sehr
gefühlvoll mit Wah-Pedal und Echo verändert wurde. Zwei Synthesizer
waren für andere Klänge (zum Beispiel Hammondorgel) zuständig. Zum
ungemein gut klingenden Schlagzeug bleibt zu bemerken, daß es sich
um eine sehr kleine Version handelte - manch einer hat vielleicht
an ein Kinderinstrument gedacht? Wenn ich da an die bühnenfüllenden
Monsterdrums einiger Rockgruppen denke... Nun aber zur Musik: Mein
erster war, das ist das unkonventionellste Konventionelle, was ich
bisher gehört habe. Offensichtlich war, daß die drei Musiker vom
Fundament der Tradition aus mit einer sehr eigenen Spielweise eine
Brücke zur Moderne schlagen, und das in einer sehr eigenen
Spielweise eine Brücke zur Moderne schlagen, und das in einer
perfekten Synthese verschiedener Stilistiken. Funk, Soul, Jazzrock,
Hiphop, swingende, aber auch freie Passagen - das miteinander
verwoben macht die unheimliche Spannung der Musik von "Bartmes"
aus. mein zweiter Gedanke: Endlich mal wieder Jazzer, die nicht nur
wissen, wie man Groove" schreibt, sondern auch wie man ihn macht.
Und als ich nach dem Konzert noch einmal nachlas, bezeichen sie
ihre Musik auch als "urban ambient groove jazz" oder auch "acidic
jazz & cosmic grooves". Das Zusammenspiel der drei Musiker muß
ich schlichtweg als atemberaubend bezeichnen, leider auch als
selten. Ich glaube nicht, daß da ein Ersatzmann mal so eben
einspringen könnte. Neben Standards wie "Summertime" von Gershwin
und "Eleonor Rigby" von den Beatles, deren sehr eigenständige und
eigenwillige Bearbeitung aber nie die Herkunft verleugnete,
bildeten Eigenkompositionen den Hauptteil des Programms. ..."
(Matthias Grunert)
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