Märkische Oderzeitung / 3. Mai 2008
Möge der Rhythmus mit euch sein! -
Besuch aus einer höheren Liga bei „Jazz in E.“
Von Thomas Melzer
Immer wieder versuchte Jaki Liebezeit, das blendende Bühnenlicht mit der Hand abzuschirmen. Er wollte diesem Publikum ins Gesicht sehen, das ihn hier gerade so überraschte. Diese konzentrierte, feinfühlige Atmosphäre hatte der bald 70-jährige Schlagzeuger offenkundig nicht erwartet. Noch am Nachmittag hatte er sich über die Qualität des eigens für ihn gemieteten Schlagzeuges mokiert. „Jazz in E.“ spielte an seinem 2. Konzertabend spürbar in einer höheren Liga. Mit Burnt Friedman und Jaki Liebezeit waren zwei Stars der internationalen Musikszene angereist, die besondere Bedingungen an die Auftrittsbedingungen, aber auch an sich selbst stellten. Mit Manager und eigenem Tontechniker im Gefolge kamen sie schon einen Tag zuvor nach Eberswalde, um ausgeruht und entspannt auf die Bühne gehen zu können. Auch im Publikum spiegelte sich das Besondere dieses Festivalabends. Neben den üblichen Verdächtigen der Eberswalder Szene saßen viele Unbekannte, eigens aus Thüringen, Hessen, Berlin und Russland zu einem der seltenen Konzerte von Friedman und Liebezeit angereiste Fans.
Die Geschichte dieses Konzerts ist beispielhaft für das mit Herzblut und frei von kommerziellem Kalkül geschriebene Festivalprogramm. In den Umbaupausen der vorjährigen Festivalkonzerte geriet eine CD mit Songs von David Sylvian, produziert von Burnt Friedman, zur Lieblingsplatte der Eberswalder Jazzaktiven. Im Herbst fuhren sie dann zu einem Konzert von David Sylvian ins Berliner Schillertheater. Viele vermissten hier die raffinierten Sounds von Burnt Friedman. „Na dann holen wir ihn doch einfach nach Eberswalde“, verkündete keck Udo Muszynski und schaffte es, dieses wagemutige Versprechen in die Tat umzusetzen. „Möge der Rhythmus mit euch sein!“, verabschiedete sich ein sichtlich zufriedener Jaki Liebezeit nach dem Konzert vom Eberswalder Publikum.
Das hatte im ersten Konzert des Abends schon einiges zu lachen bekommen. Die auf einer großen Leinwand zu verfolgenden Abenteuer der weltbekannten Videospielfigur Super Mario auf ihrem Weg zur Befreiung der Prinzessin begleiteten die jungen Musiker der „Computerband“ mit frischen und witzigen Improvisationen.
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